Die evangelische und katholische Kirche in Mönchengladbach feiern an Pfingstmontag ein besonderes Fest: Erstmals findet ein ökumenisches Tauffest statt. Insgesamt 23 Menschen lassen sich unter freiem Himmel taufen. Im Interview erklärt Initiatorin Pfarrerin Esther Gommel-Packbier, was ihnen dabei besonders wichtig ist und wie die ökumenische Tauffeier abläuft.
In der evangelischen Kirche erfreuen sich Tauffeste zurzeit hoher Beliebtheit, ökumenisch sind sie eher noch selten. Wie kamen Sie auf die Idee, ein gemeinsames Tauffest mit der katholischen Kirche zu veranstalten?
Esther Gommel-Packbier: Wir haben in Mönchengladbach schon lange eine großartig gelebte Ökumene, die sich auch noch weiter aufbaut. Im vergangenen Jahr hat uns die katholische Kirche zu Pfingsten an ihrer Wallfahrt zu den Heiligtümern des Gladbacher Münsters beteiligt. Beim nächsten Treffen unseres ökumenischen Arbeitskreises kam mir der Gedanke, diesen Ball weiterzuspielen und ich habe ein ökumenisches Tauffest angeregt. Die Idee kam bei allen Beteiligten gut an und so haben wir sie jetzt miteinander umgesetzt.
Wie haben die Menschen in ihrem Umfeld darauf reagiert?
Gommel-Packbier: Ich habe nur positive Rückmeldungen erhalten. Eine Frau aus meiner Gemeinde kam auf mich zu und sagte: „Ich bin mit vielem in der Kirche nicht einverstanden, aber das ist eine tolle Sache!“ Diese Reaktion besitzt für mich Strahlkraft. Viele Menschen, die selbst getauft sind, sich also gar nicht wegen der Taufhandlung für die Feier interessieren, finden das ökumenische Tauffest super. Weil sie darin die Zukunft der beiden Kirchen sehen: Es geht nur im Miteinander.
Wer nimmt an dem Tauffest teil?
Gommel-Packbier: Wir haben insgesamt 23 Täuflinge, zehn auf katholischer Seite und 13 auf evangelischer. Es freut mich, dass diese Zahl so ausgewogen ist, denn darauf hatten wir ja keinen Einfluss. Der jüngste Täufling ist vier Wochen alt, die älteste 35 Jahre. Dann gibt es noch zwei Familien, in denen gleich mehrere Kinder getauft werden. Die Eltern sind konfessionsverschieden, also evangelisch und katholisch. Für sie ist es wichtig, die Taufe ökumenisch und gemeinsam mit anderen zu feiern. Diesen Gemeinschaftsgedanken haben übrigens alle Teilnehmenden besonders betont. Manche kommen dafür sogar von weiter her: Zum Beispiel aus Essen oder Neuss.
Wie laufen die Taufen ab? Unterscheiden sich evangelische und katholische Taufe voneinander?
Gommel-Packbier: Wir taufen auf Jesus Christus hin, im Namen des dreieinigen Gottes und da unterscheidet uns nichts voneinander. Durch die Taufe bin ich ein Kind Gottes und ich gehöre zur Kirche. Formal führt die Taufe zwar zur Mitgliedschaft in der Kirche, von der ich getauft wurde, aber es gibt nur die eine Taufe und sie wird von beiden Kirchen gegenseitig anerkannt. Für den Gottesdienst haben wir eine gemeinsame Liturgie. Beim Ablauf der eigentlichen Taufe gibt es kleine Unterschiede, wir haben uns aber auch hier bewusst auf gemeinsame Elemente verständigt.
Welche sind das?
Gommel-Packbier: Alle Täuflinge erhalten eine Taufkerze, die sie oder ihre Familien bei der Taufvorbereitung gestaltet haben. Anstelle eines Taufkleides – wie es in der katholischen Kirche üblich ist – wird den Täuflingen außerdem ein weißer Schal umgelegt als Symbol dafür, dass sie durch die Taufe ein neuer Mensch geworden sind. Getauft wird an vier Stationen gleichzeitig, wir bringen dafür das Taufbecken aus der Gemeinde mit. Wir taufen nicht mit dem Wasser des Weihers, auch wenn der Gedanke nahe liegt.
Was erwartet die Teilnehmenden an dem Tag sonst noch?
Gommel-Packbier: Wir wünschen uns ein unbeschwertes Fest unter freiem Himmel. Das Tauffest findet am Geroweiher statt, einem kleinen See in der Innenstadt von Mönchengladbach. Der Weiher liegt unterhalb des katholischen Münsters. Das ist zwar nur Zufall, aber es ist ein schönes Bild, die Kirche im Hintergrund zu haben. Die Familien können ihre Picknickdecken ausbreiten oder auf Bierbänken Platz nehmen. Musikalisch wird die Feier von einer Brass Band begleitet. Wir werden aber auch selbst Lieder singen, die sich die Tauffamilien gewünscht haben. Nach dem Gottesdienst sind dann alle noch herzlich zu Kaffee und Kuchen eingeladen.
Kann man auch spontan zum Fest kommen und sich taufen lassen?
Gommel-Packbier: Menschen, die sich an dem Tag spontan taufen lassen möchten, können gerne hinzukommen. In der Predigt zur Tauffeier werden wir darauf auch noch einmal hinweisen. Die Hürden, sich spontan taufen zu lassen, sind auf evangelischer Seite nicht hoch. Bei Erwachsenen reicht es, den Personalausweis oder die Geburtsurkunde mitzubringen. Bei Kindern müssen zusätzlich die Erziehungsberechtigten dabei sein und ihre Zustimmung geben.
Welche Bedeutung hat das Tauffest für Sie mit Blick auf die Ökumene?
Gommel-Packbier: Es ist ein starkes Zeichen für die Ökumene, dass wir das Sakrament der Taufe gemeinsam feiern. Als Vorbereitungsteam spüren wir, dass wir viel Freude daran haben, solche Aktionen in evangelischer und katholischer Verbundenheit miteinander vorzubereiten, auf den Weg zu bringen und nach außen zu tragen. Diese positive Atmosphäre ist bei der Taufvorbereitung auch direkt übergeschwappt auf die Teilnehmenden. Ich glaube, auf Gemeindeebene ist es sehr einfach, Ökumene zu leben und das zeigen wir mit diesem Fest.
Fotos und einen Bericht vom Tauffest in Mönchengladbach finden Sie hier.
Info: Handreichung für ökumenische Tauffeiern
Für die Taufe von Kindern in konfessionsverbindenden Familien liegt eine Handreichung vor. Sie führt in die gemeinsame Feier der Taufe ein und bietet einen liturgischen Ablauf, alternative liturgische und biblische Texte sowie Liedvorschläge für den Gottesdienst. Zudem beinhaltet die Arbeitshilfe eine theologische Hinführung „Taufe als Eröffnung der Christusgemeinschaft“ mit einer Beschreibung des Prozesses der wechselseitigen Anerkennung der Taufe, einer biblischen Tauftheologie sowie Informationen zur Säuglingstaufe. Die Handreichung Gemeinsame Feier der Taufe wurde erstellt von der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche von Westfalen, der Lippischen Landeskirche, dem Bistum Essen und dem Erzbistum Paderborn.