Düsseldorf/Wiesbaden. Martin Mencke ist der neue evangelische „Kirchendiplomat“ bei der Hessischen Landesregierung in Wiesbaden. Der 56 Jahre alte promovierte Theologe trat am Dienstagnachmittag (30. Mai) die Nachfolge von Jörn Dulige als Beauftragter der Evangelischen Kirchen in Hessen am Sitz der Landesregierung an. Mencke war zuletzt evangelischer Dekan in Wiesbaden. Sein Amtsvorgänger Dulige hatte die Aufgabe als Beauftragter seit genau drei Jahrzehnten wahrgenommen und trat in den Ruhestand.
Der evangelische Beauftragte arbeitet traditionell an der Schnittschnelle der evangelischen Kirchen Hessens zur Landesregierung in Wiesbaden und gilt in dieser Rolle als „Kirchendiplomat“. Er vertritt in seiner Funktion zugleich die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) sowie die Evangelische Kirche im Rheinland, deren Kirchengebiete hessisches Territorium umfassen.
Martin Mencke: „Gottes glühende Zuwendung zur Welt“
Martin Mencke sprach sich im Festgottesdienst zu seiner Amtseinführung für eine Kirche aus, die sich auch den gesellschaftspolitischen Herausforderungen in der Welt stellen müsse. Hinter dem christlichen Grundgedanken der „Fleischwerdung Gottes in Jesus“ stehe auch Gottes „glühende Zuwendung zur Welt“. Mencke: „So, wie es keine Menschenlosigkeit Gottes gibt, gibt es auch keine Weltlosigkeit der Kirche.“ Das bedeute für Christinnen und Christen sowie die evangelische Kirche Position zu beziehen in „drängenden Fragen der Zeit“. Als Beispiele nannte Mencke etwa die Bildungsgerechtigkeit, die Asylpolitik oder das Ringen um Frieden „auch jenseits von Waffen“.
Ministerpräsident Rhein: „Brücken gebaut und Dialog gefördert“
Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein würdigte den scheidenden Amtsinhaber Jörn Dulige als kirchlichen Beauftragten, der in den drei Jahrzehnten seiner Tätigkeit „immer wichtige Impulse für die Förderung des christlichen Glaubens und des Zusammenlebens der religiösen Gemeinschaften in Hessen gesetzt“ habe. Rhein sagte bei der Feier zum Amtswechsel weiter: „Durch sein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der Gläubigen und seine stets ökumenische Ausrichtung hat er Brücken gebaut und den Dialog gefördert. Für die wertschätzende, menschliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit danke ich Herrn Dulige im Namen der gesamten hessischen Landesregierung herzlich.“ Rhein freue sich zugleich auf die Zusammenarbeit mit Martin Mencke. Rhein sei sich sicher, dass „er die Rolle des hessischen ,Kirchendiplomaten‘ ebenso herzlich, vertrauensvoll und wertschätzend ausfüllen wird wie sein Vorgänger.“
Kirchenpräsident Jung: „Gesicht der Kirche“
Nach Worten des Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, war „Jörn Dulige als Pfarrer und Diplomat das Gesicht der Evangelischen Kirche im politischen Wiesbaden.“ Er habe es auch „in schwierigen Situationen geschafft zu vermitteln und den konstruktiven Dialog zwischen Politik und Kirche zu fördern“. Martin Mencke bringt nach Ansicht Jungs nun „viel Leitungserfahrung, einen internationalen Blick und hervorragende theologische Orientierungskraft mit in dieses Amt“. Ihm läge sehr daran, es erkennbar als Pfarrer seiner Kirche zu führen. So werde er für viele in Wiesbaden „Gesprächspartner, Ratgeber und Seelsorger“ sein.
EKHN-Präses Pfeiffer: „Stabiler Brückenpfeiler“
Für die Präses der EKHN, Birgit Pfeiffer, war Jörn Dulige „über 30 Jahre lang ein stabiler Brückenpfeiler für die evangelischen Kirchen und lange auch für die Diakonie in Hessen bei der Hessischen Landesregierung in Wiesbaden“. Er habe mit seiner Person und seiner Kompetenz stets vermittelnd in beide Richtungen, zum Bundesland und zu den Landeskirchen hin gewirkt. Seinem Nachfolger Martin Mencke wünsche sie einen erfolgreichen Start in das neue Amt und „vor allem Gottes Geistesgegenwart in schwierigen Zeiten“.
Bischöfin Hofmann: „Fingerspitzengefühl und Charme“
„Mit viel Esprit, Fingerspitzengefühl und Charme hat Jörn Dulige die Rolle des Kirchendiplomaten gefüllt, und zwar so, dass alle drei evangelischen Kirchen in Hessen sagen: ‚unser Mann in Wiesbaden‘“, lobte die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Beate Hofmann. Zwar wirke der Beauftragte in der zweiten Reihe, „aber er steht erkennbar und manchmal mit freundlicher Hartnäckigkeit für das, wofür Kirche in unserer Gesellschaft steht: Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.“ Duliges Charisma sei es, „die Stimme für die Stummen so zu erheben, dass sie auch gut gehört wird“, sagte die Bischöfin. Mit seinem „guten Blick für Menschen“ sei er für manche im politischen Geschäft Wiesbadens zum Seelsorger geworden.
Präses Latzel: „Theologische Klugheit und diplomatisches Geschick“
Nach Worten des Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel, habe Jörn Dulige „mit großer theologischer Klugheit und diplomatischem Geschick die Kommunikation zwischen Kirche und Politik in den letzten drei Jahrzehnten gefördert und entwickelt“. Als Evangelische Kirche im Rheinland wie auch persönlich „sind wir ihm für seine wichtige Arbeit, die oft im Hintergrund geschehen ist, zutiefst dankbar.“ Zugleich wünsche er Martin Mencke als seinem Nachfolger „Gottes Segen für diese wichtige Arbeit“. Als ehemaliger Dekan von Wiesbaden und „kluger Theologe“ bringe er dafür die idealen Voraussetzungen mit.