Wie sieht die Welt in 100 Jahren aus?

Bericht zum Online-Kongress „Glaube Liebe Wandel“ 2023

Wie sieht die Welt in 100 Jahren aus? Mit dieser Eingangsfrage begannen alle Videointerviews mit den zehn Speaker:innen beim Online-Kongress „Glaube Liebe Wandel. Kirche in der sozial-ökologischen Transformation“ vom 20. – 29. März 2023.

Die Antworten der Speaker:innen variierten von eher positiven Bildern wie beispielsweise Oasen von Netzwerkgemeinschaften, Utopien von Städten mit weniger Verkehr und mehr Platz für Menschen bis hin zu eher realistischen Szenarien von einem weniger lebenswerten Planeten, der von Dürren und Hitze geprägt ist. Auch Gefühle wie Angst und Trauer, die diese Gedankenspiele hervorrufen, wurden thematisiert. Damit ist bereits das Dilemma umrissen, dass die Klimakrise aktuell auszeichnet: Haben wir überhaupt noch genug Zeit zu handeln oder ist es schon zu spät? Nützt es etwas, wenn ich mich als Einzelne engagiere, aber sich das System nicht grundlegend ändert? Denn es geht mittlerweile nicht mehr um einzelne Nachhaltigkeitsprojekte, sondern um eine grundlegend andere Art zu leben und zu wirtschaften. Es geht um eine sozial-ökologische Transformation.

Wie diese Transformation gelingen kann, dazu möchte der Online-Kongress „Glaube Liebe Wandel“ aus christlicher Perspektive anregen, gemeinsam darüber nachzudenken und ins Gespräch darüber zu kommen: Was kann, will und muss die Kirche in diesem Wandel leisten? Was gibt es in der christlichen Tradition zu diesem Wandel zu entdecken? Und schließlich: Was möchte ich selbst beitragen?

Ablauf Online-Kongress
Für den Online-Kongress wurden vorab mit zehn Speaker:innen Videointerviews geführt und aufgezeichnet, welche dann nach und nach für die Teilnehmenden freigeschaltet wurden, sodass diese sich die Gespräche zu selbst gewählten Zeitpunkten in Ruhe anschauen konnten. An drei Abenden haben die Veranstalter, Dr. Kathrin S. Kürzinger von der Evangelischen Akademie im Rheinland und Dr. Martin Horstmann von der Melanchthonakademie in Köln, zu Online-Diskussionsrunden eingeladen, um die Inhalte der Videointerviews gemeinsam zu besprechen. Eine Auswahl von Videogesprächen stellen wir Ihnen nach und nach zur Verfügung.

Community-Abend und Diskussionsabende luden zum Austausch ein
Neu war bei der zweiten Auflage von Glaube Liebe Wandel 2023, dass die Speaker:innen ebenfalls zu den Diskussionsabenden eingeladen waren, sodass die Teilnehmenden direkt mit den Expert:innen in den Austausch treten konnten. Am Community-Abend zum Auftakt des Online-Kongresses standen die Theologin Dr. Sarah Köhler und die Klimaaktivistin Yvonne Berlin für Fragen zur Verfügung. Am zweiten Diskussionsabend zum Schwerpunkt, was christliche Spiritualität für den Wandel beitragen kann, konnten die Teilnehmenden mit dem Theologen Prof. Dr. Andreas Krebs und dem Klimaaktivisten Thomas Zeitler in den Austausch treten. Dabei ging es um Fragen, wie man z.B. das Thema Verzicht positiv besetzen kann und welche Rolle die Kirche historisch im Wachstumsdenken spielt.

Einigkeit herrschte bei den Speaker:innen der Videointerviews und den Teilnehmenden der Diskussionsabende darin, dass die Stärke des Christentums sowohl in der Gemeinschaft als auch in der Spiritualität für die Bewältigung von Krisen liegt. Denn die sozial-ökologische Transformation wird sich nicht allein mittels technischer Innovationen bewältigen lassen, sondern es bedarf einer breiten kulturellen Transformation, die allerdings von einigen wenigen angestoßen werden kann.

Das waren die Speaker:innen 2023 bei „Glaube Liebe Wandel“:

 

Sarah Köhler, privatDr. Sarah Köhler
Theologin, Ökumenische Arbeitsstelle Anthropozän, Heidelberg

Dr. Sarah Köhler ist Theologin und Altorientalistin. Sie ist Referentin der Ökumenischen Arbeitsstelle Anthropozän im Ökumenischen Prozess „Umkehr zum Leben – den Wandel gestalten“ bei der Werkstatt Ökonomie e.V. in Heidelberg. „Umkehr zum Leben“ findet man auch auf Facebook , auf Twitter und auf Instagram . Davor lehrte sie an der Universität Jena als wiss. Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Altes Testament. Sie war zudem Mitarbeiterin beim BUND Thüringen und engagiert sich auch ehrenamtlich im Bereich Umweltschutz.

Zum Video: Welche Debatten müssen wir führen, Sarah Köhler?

Prof. Dr. Tobias Faix

 

Prof. Dr. Tobias Faix
Professor für Praktische Theologie an der CVJM-Hochschule Kassel

Prof. Dr. Tobias Faix ist Professor für Praktische Theologie an der CVJM-Hochschule Kassel und leitet dort den Masterstudiengang Transformationsstudien und das Forschungsinstitut empirica für Jugend, Kultur und Religion.

Zuletzt erschienen ist sein Buch „Wege zum Leben – Eine transformative Ethik“ . Zusammen mit Thorsten Dietz macht er den Podcast „Karte und Gebiet – Ethik zum Selberdenken“ . Mehr über ihn findet man auf seiner Webseite tobiasfaix.de .

 

Thomas ZeitlerThomas Zeitler
Evangelischer Pfarrer, Hochschulseelsorger, Klima – Aktivist – Nürnberg

Thomas Zeitler ist Pfarrer der Evang.-Luth. Kirche in Bayern und arbeitet in der Kunst- und Kulturarbeit an der Nürnberger Egidienkirche und in der Hochschulseelsorge (ESG). Seit ihrer Gründung 2019 engagiert er sich in der Nürnberger Ortsgruppe von „Extinction Rebellion“ und beteiligt sich an der Debatte um das Verhältnis von Klimawandel, Kirche, Theologie und Spiritualität.

 

Nadine BergerNadine Berger
Psychologische Psychotherapeutin, engagiert bei Psychologics4Future, Leipzig

Nadine Berger arbeitet als tiefenpsychologisch, systemisch und traumatherapeutisch ausgebildete Psychologische Psychotherapeutin in eigenen Praxis in Leipzig. Sie ist Mitglied bei „Psychologists for Future “ und wirkt dort vor alle überregional mit.

Nadine Berger ist es ein Anliegen, das Wissen der Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen in der Klimakrise fruchtbar zu machen und weiterzutragen – konkret in der Arbeit mit Menschen in der Praxis, in der Multiplikator:innen-Bildung bei Umkehr zum Leben und im Klimaforum der SPD .

 

Prof. Dr. Katrin BedernaProf. Dr. Katrin Bederna
Professorin für Katholische Theologie und Religionspädagogik, PH Ludwigsburg

Prof. Dr. Katrin Bederna ist Professorin für Katholische Theologie/Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg , aktuell dort Leiterin der Abteilung Katholische Theologie/Religionspädagogik und Studiendekanin der Fakultät für Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaftlerin.

Aktuelle Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind dogmatische Fragen in der ökologischen Krise, Anthropologie und Tiertheologie, und religiöse Bildung für nachhaltige Entwicklung (rBNE).

Ihre letzten Publikationen sind „Alles wird gut? Franziskanische Inspirationen zur Kimakrise“ und „Every day for Future – Theologie und religiöse Bildung für nachhaltige Entwicklung“ .

 

Jan Frerichs OFSJan Frerichs OFS
Theologe, Autor, Visionssucheleiter und Initiator von barfuß+wild , der franziskanischen Lebensschule.

Er ist ausgebildet in der Tradition der School of Lost Borders , Mitglied im Netzwerk visionssuche.net , Absolvent der Männerinitiation von Richard Rohr .

Nach fünf Jahren als Franziskanerbruder gehört er heute dem Orden der franziskanischen Weltleute (OFS ) an und lebt als Stadteremit mit seiner Frau und zwei Söhnen in Bingen am Rhein.

Publikationen: „barfuß+wild. Wege zur eigenen Spiritualität“ und „Nach der Erleuchtung Boden wischen. Ein franziskanisches Alltagsprogramm“. Er macht den Podcast „barfuss+wild“

 

Prof. Dr. Andreas KrebsProf. Dr. Andreas Krebs
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Prof. Dr. Andreas Krebs ist seit 2015 Professor für Alt-Katholische und Ökumenische Theologie und Direktor des Alt-Katholischen Seminars der Universität Bonn .

Er hat Alt-katholische Theologie, Philosophie, Germanistik, Bildungswissenschaften und Mathematik studiert. Er forscht zu Theologie im Anthropozän, denkt über das Miteinander-Zurechtkommen im Anthropozän nach und schreibt über die Hoffnung nach dem Ende der Welt .

Außerdem ist er Mitglied des Europäischen Forschungsnetzwerks „Transcending Species – Transforming Religion

Giannina Wedde


Giannina Wedde
Autorin, Künstlerin, Mystikerin, klanggebet.de – Bielefeld

Giannina Wedde ist Seminarleiterin, Liedermacherin und Begleiterin auf dem mystischen Weg. Sie begleitet Konfessionelle wie Grenzgänger:innen in eine zeitgemäße Alltagsmystik und schöpft dabei aus den Quellen christlicher Kontemplation, zeitloser Mythen und lebendiger Poesie. Herz ihrer Arbeit ist der Aufbruch zu neuen Gottesbildern, die erlebte Verwobenheit und die Kraft des Werdens in der Andachtspraxis fruchtbar machen.

Sie ist Autorin der Bücher „Dorn der Liebe“ , „In deiner Weite lass mich Atem holen“ , „Es wächst ein Licht in deinem Fehlen“ , „Herzkammer der Nacht“ und „In winterweißer Stille“ . Ihre Webseite ist klanggebet.de .

 

Yvonne BerlinYvonne Berlin
Mitgründerin der Christians for Future, Berlin

Yvonne Berlin ist Mitgründerin der Parents4Future und der Christians4Future und seit Oktober 2018 als Klimaaktivistin lokal, national und international engagiert.

Sie ist Mitorganisatorin des „Formates Brücke des Glaubens“ und seit Ende 2020 EU-Klimapaktbotschafterin für die Christians4Future Deutschland sowie seit Januar 2015 im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung tätig, wodurch sie direkt in den systemischen Strukturen zu wirken und zu handeln versucht, um das Bewusstsein innerhalb der Kirchenleitungen entsprechend einer ökumenischen, ökologischen und öffentlichkeitswirksamen Ausrichtung für eine lebenswerte Zukunft innerhalb der planetaren Erdsystemgrenzen zu schärfen.

 

Christian WeingartenChristian Weingarten
Umweltbeauftragter des Erzbistums Köln

Christian Weingarten ist Doktor der Ingenieurwissenschaften und hat Materialwissenschaft und Maschinenbau studiert. Insbesondere durch den klaren Auftrag aus der faszinierenden Umweltenzyklika „Laudato sí“ von Papst Franziskus hat er sich 2019 entschlossen, seinen Job in der Wirtschaft aufzugeben und als Umweltbeauftragter zum Erzbistum Köln zu wechseln.

Als Umweltbeauftragter des Erzbistums Köln und Leiter der Abteilung Schöpfungsverantwortung sagt er: „Das Erzbistum Köln hat das Thema Klima- und Umweltschutz lange vernachlässigt, aber wir holen mit großem Tempo auf. Unser Ziel ist, bis 2030 klimaneutral und schöpfungsfreundlich zu sein.“ Er ist Mitverfasser des Visionspapiers „Schöpfungsverantwortung im Erzbistum Köln 2030“ .

 

 

  • 12.5.2023
  • Dr. Kathrin S. Kürzinger
  • Red