Das seit einem Jahr eröffnete Haus an der Kirche in Haan, eine einladende Kombination von denkmalgeschütztem Altbau und gläserner Erweiterung, bietet seit Oktober 2022 auch einer neuen Stelle Herberge, die in dieser Form Pioniercharakter hat: Sarah Weidner ist seither Gemeindemanagerin der Evangelischen Kirchengemeinde Haan (Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann). Das Besondere dabei: Die 24-Jährige agiert gleichberechtigt auf einer Ebene mit dem Pfarrteam. Wenn sie ihre Stelle beschreibt, meidet sie daher auch die Formulierung von der „Entlastung des Pfarrdienstes“, sondern spricht lieber von „kompetenzorientierter Trennung von Aufgaben“.
Konkret heißt das: Das in Haan inzwischen von drei auf zwei Stellen reduzierte Pfarrteam übernimmt die pastoralen Aufgaben, die Gemeindemanagerin hält in organisatorischen Fragen die Fäden in der Hand. Und das in einem umfassenden Sinn. Weidner sieht ihr Tätigkeitsfeld auf vier Säulen ruhen: In der Öffentlichkeitsarbeit und (internen wie externen) Kommunikation bemüht sie sich um ein einheitliches Erscheinungsbild und bei Pressemitteilungen um festgelegte Standards in Form und Sprache. Beim Ehrenamtsmanagement geht es ihr vor allem um das Hinhören: „Überfordern wir das Ehrenamt oder geht es den Ehrenamtlichen gut? Und wo schließen wir zum Beispiel durch Sitzungstermine ganz viele von der Mitarbeit aus?“ Weidner kann dabei auch auf ihre eigenen Erfahrungen zurückgreifen: Seit 2013 hatte sie sich schon ehrenamtlich in der Jugendarbeit der Gemeinde, bei Projekten und in der Kirchenmusik engagiert.
Bei der Veranstaltungsorganisation als dritter Säule will sie tradierte Wege überdenken – und Strukturen schaffen, die auch hier standardisierte Abläufe ermöglichen, bei denen jede und jeder weiß, was zu tun ist. Hinter der „Entwicklung innovativer Perspektiven“ schließlich verbirgt sich für die Gemeindemanagerin die Frage: „Wo wollen wir in fünf und in zehn Jahren als Gemeinde stehen und wie schaffen wir es, für Jugendliche attraktiv zu bleiben?“ Im Kern eine Frage der Gemeindekonzeption.
Gemeindemanagerin: Durch ihr Ehrenamt war sie der Gemeinde schon bekannt
Vieles, das hat Sarah Weidner schon gelernt, geht dabei nicht so schnell und auch nicht immer in die Richtung, wie sie sich das vorgestellt hat. „Das schult meine Geduld“, sagt sie lachend und stellt an sich bei allem Veränderungswillen schon Anzeichen größerer Gelassenheit fest. Geholfen hat ihr, da ist sie sich sicher, dass sie durch ihr Ehrenamt bereits in der Gemeinde bekannt war. „Und ich bin sehr froh darüber, wie unterstützend die Gemeinde bei dieser herausfordernden, aber auch schönen Aufgabe ist. Der Wille ist da!“
Noch bis zum Jahresende muss sie dabei eine Doppelbelastung schultern: Dem Bachelor in Medien- und Kulturwissenschaft an der Universität Düsseldorf soll noch der Master in Kulturpädagogik und Kulturmanagement an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach folgen. Thema der Masterarbeit – na klar: das Gemeindemanagement und was es vom Kulturmanagement lernen kann. Das alles neben einer zunächst 20- und seit Januar 30-Stunden-Woche in der Gemeinde inklusive Personalverantwortung für vier Hausmeister*innen und den Küster. Mancher der Klärungsprozesse der ersten Monate drehte sich auch darum, die Gemeindemanagerin selbst nicht zu überlasten. „Den Satz ‚Mach du mal‘ habe ich am Anfang viel zu häufig gehört“, sagt Weidner.
Selbstverständnis nicht einfach übertragbar
Ihr Selbstverständnis sei sicher nicht auf alle Gemeinden übertragbar, zieht sie ein erstes Resümee ihrer innovativen Stelle. „Aber Gemeindemanagement ist für Haan genau richtig und sicher auch für kleine Kirchengemeinden mit einer ähnlichen Organisationsstruktur wie der unseren.“ Und ganz grundsätzlich ist sie überzeugt: „Wir müssen als Kirche in Zukunft kompetenzorientierter arbeiten.“
Dieser Beitrag ist der aktuellen Ausgabe des Magazins EKiR.info für die Mitglieder der Presbyterien entnommen. Das komplette Juniheft finden Sie zum Download hier .