Natürlich braucht jede Gemeinde einen Finanzausschuss. Und auch die Aufgaben eines Bau-, Jugend- oder Diakonieausschusses liegen klar auf der Hand. Da überrascht es vielleicht, dass die Kirchenordnung als ersten Pflichtausschuss, den es in jeder Gemeinde geben muss, einen anderen benennt: den Ausschuss für Theologie und Gottesdienst.
Damit wird Ernst gemacht mit dem reformatorischen Prinzip, dass die Kirche von unten, von der Gemeinde her gedacht und aufgebaut wird. Und das nicht nur organisatorisch, sondern auch geistlich-spirituell. Das Presbyterium ist nicht nur zuständig für die Finanzen und Gebäude, sondern auch für die Art und Weise, wie Verkündigung geschieht, wie es den Menschen hier in Sankt Augustin ermöglicht werden kann, Gott und seiner befreienden Botschaft zu begegnen.
Das mag auf den ersten Blick abstrakt erscheinen, hat aber häufig sehr konkrete, sichtbare Auswirkungen. Wann und wie oft wird Gottesdienst gefeiert? Wann wird geläutet? Wie häufig und in welcher Form wird das Abendmahl gefeiert? All das sind Fragen, die das Presbyterium vor Ort entscheidet. Der Ausschuss erarbeitet dazu die entsprechenden Vorschläge. Es gibt in der evangelischen Kirche auch an dieser Stelle keine übergeordnete Instanz, die hier Regelungen von oben setzt.
Gerade die Fusion unserer Gemeinden St. Augustin und Hangelar hat viele dieser Fragen aufgeworfen: Zunächst, ob wir eine eher lutherische oder reformierte Gemeinde sind? Oder doch aus tiefstem Herzen uniert? Wir haben uns seinerzeit für uniert entschieden und auch dafür, dass weiterhin in beiden Kirchen jeweils um 10:00 Uhr Gottesdienste stattfinden (mit Ausnahme der Sommerferien), auch wenn das viel Zeit der Pfarrerinnen und Pfarrer bindet. Die Umstellung auf Einzelkelche beim Abendmahl war dann der Corona-Pandemie geschuldet. Und zuletzt hat der Ausschuss erarbeitet, wie in Zukunft die Gottesdienste in beiden Kirchen ablaufen sollen.
Dem Ausschuss gehören neben einigen Presbyterinnen und Presbytern auch interessierte Gemeindeglieder und die beiden Kirchenmusiker an. Den Vorsitz hat zurzeit Pfarrer Thorsten Diesing.
Im Gegensatz zu manch anderem Ausschuss wird der Ausschuss für Theologie und Gottesdienst je nach Bedarf einberufen, denn die grundsätzlichen Entscheidungen, die hier gefällt werden, sollen ja länger gelten als z. B. der Haushaltsplan für das kommende Jahr.