Aus den Annalen unserer Kirchengeschichte wissen wir, dass das Rheinland ursprünglich rein katholisch war. Die erste evangelische Kirchengemeinde im jetzigen Rhein-Sieg-Kreis war in Siegburg. Es wird berichtet, dass schon im Jahre 1947 ca. 60 evangelische Christen und Christinnen, die im katholischen St.-Monika-Heim lebten, etwa zehn Jahre lang von Pfarrer Albrecht Ufer aus Siegburg betreut wurden. Es gab dort regelmäßig evangelische Gottesdienste mit Feier des Abendmahls. Die evangelischen Bewohnerinnen und Bewohner lasen auch morgens in den Stuben die täglichen Losungen vor und organisierten eine Art Küsterdienst für ihre Andachten.
Sicher war das die Geburtsstunde unserer jetzigen Gemeinde.
Im Juli 1951 fasste die Kreissynode den Beschluss, dass eine Abstimmung erfolgen müsse, ob die evangelischen Bewohner von St. Augustin*) (nach heutigem Sprachgebrauch waren hiermit sowohl die Bewohner als auch die Bewohnerinnen gemeint) zur Kirchengemeinde Siegburg oder Beuel gehören wollten. Zu einer evangelischen Gemeindeversammlung am 10. September 1951 im Saale Hoffstadt (heute: Hotel „Das Augustin“, zuvor jahrzehntelang „Augustiner Hof“) kamen 46 Gemeindeglieder. Einstimmig wurde die Zugehörigkeit zu Siegburg gewünscht. Zum ersten Gottesdienst am 23. September 1951 erschienen mehr als 70 Gemeindeglieder im Saale Hoffstadt. Der Posaunenchor Siegburg blies die Choräle zur festlichen Eröffnung. Von da an gab es hier regelmäßige Gottesdienste.
Ostern 1954 versammelten sich die Gemeindeglieder von Niederpleis und St. Augustin*) erstmals zum gemeinsamen Gottesdienst in der neu errichteten katholischen Volksschule an der Uhlandstraße.
Aufgrund der großen Wanderbewegungen der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg, vor allem durch die Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten, wurden immer mehr „Evangelische“ im „katholischen Rheinland“ heimisch. Hinzu kam, dass in der Umgebung der Bundeshauptstadt Bonn eine starke Bebauung einsetzte. Im damaligen Amt Menden (die Stadt Sankt Augustin wurde bekanntlich erst 1977 gegründet) stieg der evangelische Anteil der Bevölkerung rapide an. Daher beschlossen die Presbyterien Siegburg und Beuel in Verbindung mit der Kreissynode Bonn und der Kirchenleitung in Düsseldorf, die Errichtung einer eigenen Pfarrgemeinde anzustreben.
Im August 1953 wurde das Grundstück „An den Drei Eichen“ zu einem Preis von 3,00 DM pro qm gekauft (nach den Vorstellungen der Landeskirche viel zu teuer), um darauf eine Kirche zu bauen.
Am 3. Advent 1955 fand die feierliche Grundsteinlegung zur Pauluskirche statt. Sie ist das erste evangelische Gotteshaus im Amte Menden seit der Reformation. Der Grundstein trägt die Inschrift: „2. Kor.5,19-21“. In der Urkunde, die mit dem Grundstein eingemauert wurde, heißt es:
Das Presbyterium beschloß, diese Kirche „Pauluskirche“ zu nennen. Wir bekennen uns damit erneut zu der Botschaft des Heidenapostels Paulus im 3. Kapitel des Briefes an die Römer, Vers 28: „So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben“ und zu den Worten Martin Luthers: „Wir lehren, daß allein der Glaube gerecht mache, die Werke haben solchen Ruhm nicht, daß sie den Segen geben könnten, sondern sie sind Früchte der Person, die gesegnet ist.“
Am 1. April 1957 wurde offiziell die Evangelische Kirchengemeinde St. Augustin gegründet, die ein großes Einzugsgebiet hatte und auch die heutigen Gemeinden Hangelar, Holzlar, Niederpleis und Mülldorf mit damals 2.400 evangelischen Christinnen und Christen umfasste.
Die erste Konfirmation fand am 7. April 1957 mit 15 Konfirmandinnen und Konfirmanden statt. Als erster Pfarrer dieser Gemeinde wurde Günter Janß am 1. Januar 1958 durch Superintendent Klocke in sein Amt eingeführt. Mit einem Festgottesdienst am 14. Mai 1961 wurde die fertig gestellte Pauluskirche in Dienst genommen. Die Gemeinde wuchs rapide. Ein vielfältiges und reges Gemeindeleben entwickelte sich. Und dadurch entstand allmählich ein neues Heimatgefühl!
Bereits 1960 war ein Grundstück in Hangelar zur späteren Errichtung eines dortigen Gemeindezentrums gekauft worden. Mit Fertigstellung des Melanchthonhauses am 30. Juni 1963 entstand für Hangelar, Kohlkaul und Holzlar ein eigenes Gemeindezentrum mit einem Kirchraum. Im Januar 1964 wurde dann die Kirchengemeinde Hangelar mit insgesamt 1.800 Gemeindegliedern gegründet. Erster Pfarrer war Freimut Krieger.
Da die Kirchengemeinde weiter sprunghaft wuchs, wurde 1969 eine 2. Pfarrstelle für Hangelar errichtet, die mit Pfarrer Oswald Becker besetzt wurde. 1972 wurde dann das Gemeindezentrum in Holzlar gebaut und die Gemeinde Holzlar gegründet.
Der Wunsch der Kirchengemeinde, einen zentralen Ort in Hangelar für ein neues Gemeindezentrum zu finden, erfüllte sich nach langwierigen Verhandlungen mit der Stadt mit der feierlichen Grundsteinlegung am 29. April 1983 nahe des Nachbarschaftshauses in der Ortsmitte von Hangelar. Eingemauert wurde bei der Grundsteinlegung eine Urkunde mit der Jahreslosung von 1983: „Jesus Christus spricht: Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen“ und ergänzt: „Möge dieses Gemeindezentrum zu einem Ort der Verkündigung und einer Stätte der Begegnung werden, wo wir den Frieden Gottes erfahren und selbst zu Friedensstiftern werden.“ Am 25. März 1984 wurde die Christuskirche Hangelar in Anwesenheit von Oberkirchenrat Hans-Ulrich Stephan und Superintendent Helmut Wirths eingeweiht.
Dies sind die wesentlichen historischen Eckpunkte!
Zum 1. Januar 2021 wurden die bisherigen Kirchengemeinden Hangelar und St. Augustin wieder vereinigt. Die Gemeindeglieder sind über den im Herbst 2017 begonnenen Fusionsprozess regelmäßig und umfassend informiert worden. Der Name unserer neuen Gemeinde lautet gemäß übereinstimmender Beschlüsse der beiden Presbyterien „Evangelische Kirchengemeinde St. Augustin und Hangelar“.
Wir sehen in diesem Neuanfang eine Chance, Altbewährtes zu bewahren und zu pflegen sowie aufgeschlossen neue Ideen zu entwickeln und unseren gemeinsamen Glauben zu leben!